Bäume und Sträucher zurück aufs Feld
Auf jedem Hektar niederösterreichischer Ackerflächen gehen pro Jahr im Durchschnitt 5,6 Tonnen fruchtbare Erde durch Wasser- und Winderosion verloren. Feine Bodenteilchen werden dabei durch starken Wind oder starke Niederschläge davongeweht oder -geschwemmt. Genau diese wertvolle oberste Bodenschicht ist es aber, die unsere Ackerböden fruchtbar und ertragreich macht. Schwindet sie, nimmt auch die natürliche Fruchtbarkeit unserer Böden ab. Experten gehen davon aus, dass weltweit viele Ackerflächen schon in wenigen Jahrzehnten nicht mehr fruchtbar genug sein werden, um ausreichend Lebensmittel darauf zu produzieren. Das ist ein echtes Problem. Und eine der wirkungsvollsten und zugleich einfachsten Lösungen dafür ist das Pflanzen von Hecken bzw. das Anlegen von Agroforstsystemen, ein wichtiges Werkzeug in der regenerativen Landwirtschaft.
Von unseren Vorfahren lernen
Schon unsere Vorfahren wussten, dass einzelne Ackerflächen durch Hecken abgegrenzt werden sollten. Warum? Weil der Verbund von Bäumen und Sträuchern wie eine natürliche Windbremse wirkt und den durch Wind verursachten Bodenabtrag auf den angrenzenden Ackerflächen deutlich reduziert. Ganz abgesehen von der Reduktion der Winderosion sind Hecken auch eine große Bereicherung für die Artenvielfalt in der offenen Agrarlandschaft, bieten zahlreichen Tieren Schutz und Nahrung und tragen damit zu einem natürlichen Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen bei. Die beste Wirkung entfalten Hecken im Verbund, also wenn sie nicht für sich alleine stehen, sondern an andere Hecken angrenzen. Die dadurch entstehenden Heckenlandschaften werden zu wertvollen Oasen inmitten der Agrarlandschaft – nicht nur für Tiere, auch für den Menschen.
Mehr Wasser, mehr Ertrag
Durch die Reduktion der Windgeschwindigkeit reduzieren Agroforstsysteme auch die Verdunstung auf den angrenzenden Flächen und helfen so, Wasser länger auf der Fläche zu halten. Besonders interessant ist außerdem, dass rund um diese heckenähnlichen Strukturen auch die Taubildung deutlich erhöht ist und damit zusätzlich mehr Wasser auf die Fläche kommt. Ein enorm wichtiges Phänomen angesichts immer länger anhaltender Trockenperioden in vielen Regionen der Welt. Untersuchungen der Bio Forschung Austria haben ergeben, dass Hecken bzw. Agroforstsysteme durch diese und weitere Effekte die Erträge auf den angrenzenden Flächen um bis zu 10% steigern können – und da ist der “Flächenverlust” durch die gepflanzten Bäume und Sträucher bereits eingerechnet. Ziemlich beeindruckend, oder?
Wirtschaftlicher Mehrwert
Agroforstsysteme und Hecken haben nicht nur zahlreiche positive Effekte auf das Mikroklima, den Bodenschutz und die Biodiversität, sondern können bei entsprechender Planung auch wirtschaftlich genutzt werden. Unsere Hecken wurden in Zusammenarbeit mit dem NÖ Landschaftsfonds angelegt und bestehen mehrheitlich aus heimischen Gehölzen. Sie bieten Nahrung, Nistplätze und Überwinterungsmöglichkeiten für Vögel, Schmetterlinge, Wildbienen, Käfer und andere Nützlinge. In einigen Jahrzehnten kann hier aber auch eine wirtschaftliche Nutzung durch gezielte Holzernte erfolgen. Angrenzend an unseren Agroforst im GRAND GARTEN haben wir 2021 außerdem ein weiteres Projekt verwirklicht – in Kooperation mit der ARCHE NOAH. Hier wurden mehr als 30 alte Hochstammsorten von der Arche Noah gepflanzt, um deren Erhaltung zu sichern. Die Ernte dieser Bäume können wir dann in einigen Jahren selbst nutzen.
Forschungsprojekte zu Agroforst & Hecken
Mit den ersten Heckenpflanzungen bei uns am Betrieb im Jahr 2017 haben wir auch gemeinsam mit dem Bundesamt für Wasserwirtschaft damit begonnen, die Auswirkungen der wachsenden Pflanzen auf die Bodenfeuchte der angrenzenden Fläche zu untersuchen. Diese Erhebungen werden uns noch für viele Jahre begleiten, um die Langzeiteffekte von Agroforstsystemen – von der Pflanzung bis zum Erreichen ihrer vollen Größe – zu ermitteln.
Zwischen den Baum- und Strauchreihen haben wir außerdem in Zusammenarbeit mit dem Verein Wagram Pur zahlreiche Nistkästen für Vögel und Fledermäuse aufgestellt. Die österreichische Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung (KFFÖ) führt dazu seit Jahren ein eigenes Monitoring durch. Mehr Informationen zu unseren Forschungsprojekten findet ihr auf unserer Forschungsübersicht.